SALUTOGENESE- weiterführende Informationen...


 

Die Geschichte von der kleinen Palme

 

Es war einmal in einer der Wüsten Afrikas.

Da war eine Karawane unterwegs von Ost nach West.

Die Sonne war heiß und der Boden war hell wie die Sonne selbst.

Lange war die Karawane schon unterwegs und am Tage freuten sich alle auf den kühlen Abend und auf das gesellige Beisammensein am Lagerfeuer.

Es war üblich, dass die Alten am Feuer Geschichten erzählten. So auch diesmal. Der alte Weise mit dem schwarzen Umhang erzählte an diesem Abend die Geschichte von der kleinen Palme und dem Kaufmann:

 

Es war vor langer Zeit, als ein reicher Kaufmann die Große Wüste bereiste, um in den Oasen Geschäfte zu machen. Eines Tages war er seit langem zum ersten Mal erfolglos. Er hatte es bei aller Mühe nicht geschafft, für seine Waren den von ihm gewünschten Preis zu erhalten. Nur mit Verlust konnte er überhaupt verkaufen. Das machte ihn so wütend, dass er allein in die Nacht hinauslief. Er durchstreifte die Oase und fluchte dermaßen, dass selbst ein altes Kamel errötet wäre, hätte es seine Reden vernommen. Um diese Zeit schlummerten längst alle Kamele selig und träumten ihre Kamelträume. Als seine Wut am stärksten in ihm aufflammte, als sie schier nicht mehr zu bändigen war, griff er einen großen Stein und schleuderte ihn mit aller Macht auf eine junge Palmenpflanze.

 

Da lag sie nun, die junge Palme. Nicht einmal richtig erwachsen und schon von einem so großen Stein erschlagen. Sie war unschuldig, sicher, und sie konnte nichts für das Unglück des Kaufmanns, nichtsdestotrotz schien es mit ihr vorbei zu sein. Als der Tag kam und die Sonne die Luft erwärmte, bemerkte die kleine Palme, dass sie trotz allem noch mit einem einzigen Blatt an die Sonne kam. Und sie beschloss, nicht aufzugeben. Mit diesem einen Blatt versuchte sie, soviel Licht wie möglich aufzunehmen. Viel war es nicht. Es reichte nicht zum Überleben. Also überlegte sie, ob Wasser ihr helfen würde und trieb ihre Wurzeln tief in die Erde der Oase. Bald, so hoffte sie, würde sie mehr Wasser aufnehmen können. Es war nicht leicht, es ging. Und schon bald bemerkte sie, dass ein weiteres Blatt unter dem Stein hervor kam. Langsam und beharrlich gelang es der kleinen Palme, mehr und mehr Energie zu bekommen. Es ging soweit, dass sie beschloss den Stein anzuheben und ungeachtet ihrer Last zu wachsen. Da sie ihre Wurzeln inzwischen ganz tief in die Erde gebohrt hatte, bekam sie soviel Wasser, dass sie ungeahnte Kräfte entwickelte und eines Tages gelang es ihr, tatsächlich den Stein anzuheben. Gewöhnt an die Last, wuchs sie über die Jahre immer weiter und weiter, bis sie den Stein, den sie trug, sogar vergaß. Selbst als sie die größte der großen Palmen in der Oase erreicht hatte, wuchs sie immer weiter. Inzwischen hatten die Leute sogar angefangen, die Oase nach ihr zu benennen: „Die Oase mit der großen Palme“ nannten sie sie, weil sie bereits von Weitem die alles überragende Palme sahen und sich an ihr orientierten.

 

Eines Tages fegte ein Sandsturm von so ungeheurer Wucht durch die Wüste, dass alles, was atmen konnte, verstummte. Und als der Sturm zu der Oase kam, riss er einige der Palmen einfach mit sich und auch die große Palme bog sich hart im Wind. Als der Wind noch stärker wurde flog auch der Stein vom Haupt der Palme und landete ohne Schaden anzurichten auf den weichen Sand. Da erinnerte sich die große Palme an den Stein, den sie so lange getragen und inzwischen ganz vergessen hatte. Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ohne diese Last nie so groß und gerade gewachsen wäre.

 

Der alte Weise am Feuer war mit seiner Geschichte zu Ende und die Kinder am Lagerfeuer der Karawane waren eingeschlafen. Langsam gingen alle Lichter aus, die Reisenden schliefen einer nach dem anderen ein und jeder träumte seinen Traum …

 

(gehört und aufgeschrieben von Carlos Salgado)


 

Salutogenese als wegweisender Gedanke - Erkenntnisse aus der Stressforschung

 

Salutogenese leitet sich aus dem Wortstamm „Salus“ für Gedeihen, Wohlbefinden, Heil ab. Genese heisst Entstehung. Salutogenese fragt also nach den Entstehungsbedingungen von Gesundheit.

Der Begriff Salutogenese wurde von Aron Antonovski geprägt. Er wurde 1923 in Brooklyn geboren und arbeitete als Soziologe in den USA und als Professor an der Universität Teheran. 1960 ging er nach Israel, übernahm eine Stelle als Medizinsoziologe und arbeitete schwerpunktmäßig in der Stressforschung.

Eine Erfahrung mit einer Gruppe von Frauen, die nationalsozialistische Konzentrationslager überlebt hatten und denen es gelang sich wieder ein neues befriedigendes Leben aufzubauen, war für seine weiteren Forschungsarbeiten wegweisend. Er empfand diese Tatsache als Wunder und es regte ihn an, nach den Faktoren zu suchen, die dieses Wunder des Lebens, bzw. des Gesundbleibens ermöglichten.

Dem Begriff Salutogenese gegenüber steht die Pathogenese, die nach den Verursachern von Krankheit fragt.

Sich mit Salutogenese zu beschäftigen, eröffnet völlig neue Blickwinkel, Ansätze und Handlungsperspektiven, für die Betroffenen selbst, wie auch für Professionelle und Institutionen.

Denn die Forschung nach Entstehungsbedingungen von Gesundheit erlaubt den Blick auf Ressourcen und vorhandene Möglichkeiten, während Pathogenese tendenziell mehr nach Entfernung der Krankheit fragt.

Die Frage lautet also: Was macht mich gesund, Was tut mir gut? Und nicht: Wie kann ich das, was mich schmerzt abschneiden oder wie werde ich mein Symptom schnellstens los?

Salutogenese integriert und erforscht das Symptom tendenziell als innewohnender Anteil des Menschen, der eine Aussagekraft haben kann. Pathogenese nimmt tendenziell das Symptom als einen Fremdkörper an und blickt vor allem auf die Eliminierung von Krankheitssymptomen.

Pathogenese kündigt der Krankheit eine Bekämpfung der Symptome an. Krise als Kampf.

Salutogenese hingegen birgt in sich die Erforschung nach Möglichkeiten und Chancen, um  an der Herausforderung durch Krankheiten zu wachsen. Krise als Chance.

Im optimalen Falle sollten beide Wege - der pathogenetische und der salutogenetische- zur Gesundung eines Menschen befragt werden.

 

 

Stressforschung

 

Den Begriff Stress hat der österreichisch-kanadische Vater der StressForschung Hans Selye in die Psychologie eingeführt,

Hans Selye (*1907 in Wien, + 1982 in Montreal) Er ging in Ungarn zur Schule und studierte dort auch Medizin. 1931 ging er in die USA und später nach Kanada, wo er in Montreal Biochemie unterrichtete.

 1936 definierte er in seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit "Stress" und begründete die Lehre für stressbedingte Reaktionen des Körpers. Insgesamt hat er mehr als 1700 Arbeiten und 39 Bücher über dieses Thema geschrieben.

 (Seine wichtigsten Werke: "Einführung in die Lehre vom Adaptationssyndrom" (1953), "Stress beherrscht unser Leben" (1957), "Hormones and Resistance" (1971), "Stress Without Distress" (1974) und "The Stress of my Life" (1979, wurde in 17 Sprachen übersetzt). 1979 gründete Hans Selye zusammen mit Alvin Toffler das Canadian Institute of Stress.)

Der Begriff "Stress" als solches heisst aus dem englischen Druck oder Kraft.

 Er entstammt der Geologie und bezeichnet einen einseitigen, gerichteten Druck bei tektonischen Vorgängen, und wurde später auch in der Werkstoffkunde für den Zustand eines Materials verwendet, das unter Zug oder Druck steht.

Hans Selye übernahm den Begriff, um die Reaktion von biologischen Systemen - also Tieren und Menschen - auf Belastung zu beschreiben.

 Stress ist heute ein Symbol für Belastung ganz allgemein geworden.

 Und das Wort Stress gehört zu den von einer Jury gewählten Wörtern des 20. Jahrhunderts

 

Aus der Stressforschung nun geht hervor dass die Stressreaktion des Körpers an sich nicht gesundheitsschädigend ist.

 Im Gegenteil: Ein gewisses Ausmaß an Stresserleben scheint lebensnotwendig zu sein. Auch ist ein leichter, anregender Stress generell lernfördernd,

 Hans Selye nennt diesen Stress Eu-Stress und der Verlauf eines Umgehens mit Eu-Stress, also mit Druck und Belastungen wird manchmal eher als angenehm und leistungssteigernd erlebt.

 Anstrengende Arbeit kann auch Spaß machen.

 Es gibt jedoch auch den uns allseits bekannten negativen Stress – Hans Selye nennt dies den Dys-Stress

 

Und er hat verschiedene Ursachen und Auswirkungen:

 

– Emotionale und seelische Probleme: führen z.B zur ständigen Erregung des Nervensystems , zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gestörten Beziehungen

 

– Ungesunde Ernährung : Führt zu Erhöhtem Zuckerspiegel und damit zu ,Leber- und andere Organerkrankungen ; führt zu erhöhtem Cholesterinspiegel , damit erhöht sich das Schlaganfallrisiko ; ; Führt zu Verminderter Darmtätigkeit , dies kann zu Magen-Darmerkrankungen führen

 

– Bewegungsmangel oder falsche Bewegung führt zu Erhöhtem Muskeltonus , das bedeutet Verspannungen, Haltungs- und Gelenksschäden, Spannungskopfschmerz

 

– Bei Chronischen Belastungen und lange Belastung , ist der Organismus in ständiger Widerstandsbereitschaft , dies führt zu Erschöpfung. Der Leistungsverlust daraufhin führt auch zu geschwächtem Immunsystem

 

– Gesundheitliches Risikoverhalten wie Drogen, Süchte verstärken das Risiko für alles

 

– Belastende Außenwelt wie UmweltGifte, Lärm, verschmutzte Umwelt, negative Wohnraumbedingungen in Städten, fehlender Kontakt zur Natur- verstärken ebenso das Risiko

 

Werden die Anstrengungen, Anforderungen und Belastungen also zu einseitig und zu hoch, entsteht ein echtes Risiko zur Gesundheitsschädigung, zur Erkrankung oder frühzeitigem Sterben.

 

Ein Gedicht: "Der Unentbehrliche" aus "Kritik des Herzens" von Wilhelm Busch

 

Wirklich, er war unentbehrlich! Überall, wo was geschah

 zu dem Wohle der Gemeinde, er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle, Pferderennen, Preisgericht,

Liedertafel, Spitzenprobe,ohne ihn da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,keine Stunde hatt´er frei.

Gestern, als sie ihn begruben,war er richtig auch dabei.

 

Doch Gott sei Dank können wir dem negativen Stress auch sinnvoll und gesund begegnen!

 Wir müssen in diesem Fall einbeziehen:

 

– dass Lebensbelastungen, so genannte Stressoren zum Leben dazu gehören und nicht vermieden werden können.

 

– dass wir uns immer zwischen den Polen von Gesundheit und Krankheit hin und her bewegen. Es gibt einfach mal gute Zeiten, mal schlechte Zeiten.

 

– dass man den Menschen nicht nur in seiner Krankheit, seinen Symptomen betrachten darf, sondern in seiner Ganzheit wahrnehmen muss, mit seinen gesunden Anteilen, seiner Lebensgeschichte, seinen Beziehungen und seinem Umfeld.

 

Und wir dürfen annehmen dass wir auch über gute Schutzfaktoren und Ressourcen verfügen. Diese vermindern den Dysstress und sorgen für einen guten gesunden Ausgleich in Körper Geist und Seele.

 Damit wiederum können wir mit unseren täglichen Belastungen besser umgehen:

 

Ressourcen sind z.B.

 

· körperlichen und biochemischen Bedingungen,z. B. das körpereigene Abwehrsystem

 

· materielle Bedingungen, z.B. die finanzielle Situation, Besitztümer

 

· kognitive und emotionale Bedingungen, z.B. die Möglichkeit des Wissens und der Bildung, Intelligenz, gedankliche

Flexibilität, Bewältigungsstrategien, emotionale Stabilität, Selbstwertgefühl,persönliche Werte und Haltungen, wie      Optimismus und vor allem Vertrauen

 

· zwischenmenschliche Beziehungen, z.B. gute soziale Bindungen, soziale Unterstützungen, gutes soziales Netz

 

· kulturelle Integration, die Art des Aufgehobenseins in einer Gruppe, die Rollen und Normen, die diese Orientierung ermöglichen

 

Der Stressforscher Antonovski z.B. geht davon aus, dass nicht die Summe der Stressoren krankmachend wirkt, sondern die Unfähigkeit, die Spannung zu lösen und umzuwandeln.

Denn erst wenn alle Bemühungen, die Stresssituation zu lösen, nicht glücken, entwickeln sie sich zu krankmachenden Stress, zu Symptomen und Krankheiten in Körper, Geist und Seele.

 

 Das Hauptaugenmerk in der Stressbewältigung liegt deshalb und in einem guten

 

– Zeitmanagement…das heisst passende Zeiten, Zeitfenster, Zeitintervalle für entsprechend stimmiges passendes gesundheitsförderndes Handeln zu entwickeln

 

– Reizmanagement…das heisst mit Störfaktoren (z.B.ständig bimmelndes Telefon, ständig schreiende Kinder) von Außen gesund und klar umgehen lernen

 

– Erregungsmanagement…das heisst umgehen mit inneren nervlichen und emotionalen Folgen des Stresses (z.B. durch Sport oder Entspannung)

 

– Belästigungsmanagement….das heisst die subjektive Bewertung des persönlichen Stresses ändern ( aus der Situation,  z.B. einem Stau auf der Autobahn , das Beste machen)

 

FAZIT:

Gesundheit zu leben und gestalten ist also die Fähigkeit, Probleme und Risiken – die nun mal da sind -bewusst und vertrauensvoll und durchaus auch mit Hilfe anzugehen.

Gesundsein, in dieser Form, heißt damit, persönliche „Aufs“ und „Abs“ so zu bewerten und zu gestalten, dass grundsätzlich ein Gefühl von Wohlbefinden in Körper, Geist und Seele entsteht.